Herbst. Schluss. 2013.

Fertig. Wir haben es geschafft. Rechtzeitig, ja, aber dann doch nicht so, wie wir wollten und geplant hatten.

Dabei haben wir lange im Voraus geplant. Lesekisten gekauft. Einen neuen Tank. Kleinkram für den Keller. Einen Transporter gemietet. Endlich ein bisschen unabhängiger sein, einen Tick weniger angewiesen auf Hilfe von Nachbarn und Freunden. Guter Plan. So weit.

Im Rheingau war es Anfang Oktober noch ziemlich unbeständig, aber dann wurde das Wetter anständig. Am 19. Oktober konnten wir eine knapp 700 m² Parzelle im Rauenthaler Rothenberg - steile, alte Anlage - lesen, bei strahlendem Sonnenschein und über 20° C im Schatten. T-Shirt-Wetter!



Außerdem haben wir Most zugekauft - wir kennen den Winzer, die Weinberge waren sorgfältigst gepflegt.

Am Mittelrhein hatten wir Mitte Oktober beim Durchgehen mit ca. 2000 Kilo Trauben gerechnet. In den oberen Weinbergen kerngesund, unten, wie üblich, mit (Edel)Fäule. Keine Spur von Essig. Gott sei Dank!

Und dann: Regen. Das Wetterfax kündigte eine warme Trockenperiode an. Es wurde kalt und grau. Es regnete. Es war mal einen Vormittag lang trocken, dann nieselte es wieder. Weit und breit kein Goldener Oktober.

Wir hatten einen richtig guten, großen Erntehelfertrupp für das Wochenende 26./27. Oktober zusammengetrommelt. Wollten zwei Tage lesen, zweimal keltern, zwei Weine machen. Und es nieselte. Und war warm. Strategiewechsel: Wir holen alles an einem Tag, keltern trotzdem zweimal! Und am Morgen des 26. schüttete es. Weltuntergangswetter.

45 Minuten Autofahrt bis zum vereinbarten Treffpunkt sind eine lange Zeit, wenn es schüttet. Wir waren drauf und dran, alles abzublasen. Und dann hörte es auf zu regnen. Schlagartig. Und die Sonne kam raus. Wir haben eine Stunde gewartet, bis die Trauben einigermaßen abgetrocknet waren - dann ging es los.


Wir haben alles an einem Tag gelesen. Oben kerngesund, unten faul, aber saubere Botrytis. Menge: Viel weniger als gedacht, viele Trauben waren, regenschwer, abgefallen und lagen unter den Stöcken. Stimmung beim Leseteam: Oben gut, unten schon etwas geschafft, aber noch motiviert. Unser steilster Weinberg eben, den sollte man immer ganz zum Schluss lesen, und mit Sonne und Feuchtigkeit eine dampfende Natursauna.

Fazit: Was wir gelesen und gekeltert haben, ist hocharomatisch, konzentriert, hat sich hervorragend geklärt und fängt jetzt langsam an zu gären.

Glück gehabt. Das hätte auch ganz anders ausgehen können, das ist die Crux, wenn man auf Lesetermine und -helfer an den Wochenenden reduziert ist und nicht mit einer schlagkräftigen Mannschaft spontan reagieren kann.

Und nicht nur Glück gehabt, sondern auch viel, viel Hilfe von Freunden bekommen. Ob es darum ging, die neuen Lesekisten in Bütten richtig zu reinigen oder kurzfristig einen weiteren Abstechhahn zu leihen. Der Nachbar, der uns nicht nur seine Kelter zur Verfügung stellte, sondern auch half, sie zu füllen, wieder seinen Transporttank hergab und ihn uns mit dem Stapler in den Hof stellte. Der andere Nachbar, bei dem wir Starkstrom zapfen durften. Die vielen Freunde, ohne die wir die Lese nie geschafft hätten.

Danke, Danke, Danke.

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